Einmal Prinzessin sein

Winzelnberg, ein Land-Gasthof im Thurgau. Hier eröffne ich meine Sammlung an Schuh-Geschichten. Mir gegenüber sitzt eine bodenständige Theaterfrau anfangs 40. Feierlich übergibt sie mir die teuersten Schuhe, die sie sich je geleistet hat: Schuhgrösse 37, Marke Prada, fein säuberlich in grünes Papier gewickelt. „Einmal in meinem Leben wollte ich Prinzessin sein“, erzählt sie. Ihre Hochzeit in Wien habe dazu die passende Gelegenheit geboten. Ein märchenhafter, der Realität entschwindender Aschenbrödel-Schuh mit Pailletten sollte ihre weibliche, feine Seite nach Aussen kehren. Inzwischen ist sie geschieden, der Schuh hat seine ursprüngliche Funktion verloren – und eine neue bekommen: als dekoratives Erinnerungsstück am Heizungsrohr in der Wohnstube.

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