Abends lande ich in einer illustren Runde, die sich um einen Küchentisch versammelt hat. Und werde mit Schuhen überschüttet: ein weisser Ballerina-Einzelschuh, deren zweite Hälfte tief unten im Meer liegt; rote Stöckelschuhe, die an den Füssen brennen; oder schwarze, die nicht nur aussehen wie ein Gefängnis, sondern auch eines sind, wie auf einem blauen Zettel steht. Mit reicher Beute fahre ich gegen Mitternacht über den Zoll, 11 Paar Leihschuhe liegen in Tüten und Koffern verpackt auf dem Rücksitz. Als mich plötzlich ein seltsames Gefühl beschleicht: Was mache ich hier eigentlich? Wohin mit all diesen Schuhen fremder Leute? Wo zwischenlagern, wie die Übersicht behalten? Was habe ich mir da nur aufgeladen. Nicht zu sprechen vom Aufwand, all dieses Schuhwerk wieder zu den richtigen Leihgeberschaften zurückzubringen. Unerwartete Zweifel und kurzzeitiges Schuh-Grauen machen sich breit.
Schuh-Grauen
